TRANSMECHATRONIK |
Fachhochschule Aachen
Fachbereich Elektrotechnik
Prof. Dr.-Ing. Günter Schmitz
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Aktoren - bildhaft als "Muskeln der Mikroelektronik" bezeichnet - steuern,
schalten und regeln technische Prozesse. Hierfür wandeln sie elektrische
Energie in mechanische Arbeit (Kraft X Weg) um. Aktoren sollen system-
oder busfähig sein; sie bestehen aus einem Energiewandler, einer elektronischen
Steuerschaltung, einem Gehäuse, evtl. mit integriertem Kraft-, Weg-
oder Temperatursensoren, sowie einem mechanischem Impedanzwandler (Getriebe)
zur Anpassung von Kräften und Wegen an eine mechanische Last oder
an einen technischen Prozeß. Als neue Aktoren bezeichnet man Aktoren
mit piezoelektrischen, elektrostriktiven, photostriktiven und magnetostriktiven
Festkörperwandlern, Formgedächnismetall-Legierungen, elektro-/magnetotheologischen,
dilatanten und elektrostriktiven Flüssigkeiten, elektrochemische und
chemomechanische Aktoren sowie Mikroaktoren. Neue Aktoren nutzen unterschiedliche
physikalische Wirkeffekte zur Krafterzeugung, wobei sich die entsprechenden
Aktor-Realisierungen derzeit in unterschiedlichen Entwicklungsstadien befinden.
Der Entwicklungsstand von neuen Aktoren und der Nutzen bei Verbesserung
und Realisierung von Produkten mir neuen Aktoren wird u. a. von der Verfügbarkeit
notwendiger Systemkomponenten wie elektronische Ansteuerung, mechanischen
und elektrischen (Standart-) Schnittstellen, Signalverarbeitungskomponenten,
sowie von der Beherschbarkeit der entsprechenden Fertigungsprozesse bestimmt.
Neue Aktoren ermöglichen verbesserte Lösungen bei zahlreichen
Antriebs- und Betätigungsaufgaben z. B. in Maschinenbau, Kraftfahrzeug-
und Fluidtechnik sowie in Luft- und Raumfahrt. Aktoren in kommerziell verfügbaren
Standartausführungen stellen dabei naturgemäß nicht in
allen Fällen die technisch günstigste Lösung dar. Neben
zahlreichen Bauformen ist eine Vielzahl von Werkstoffen mit unterschiedlichsten
Eigenschaften hinsichtlich Dehnung, Hystereseverhalten, Wärmedissipation,
Steifigkeit, Reaktionszeit sowie Lebensdauer und Kosten verfügbar.
Der Vortrag gibt einen Überblick zum Stand von Entwicklungen und Technik.
Wie müssen neue Aktoren aufgebaut sein, welche Fertigungstechnologien
sind einzusetzen, welche Leistungsdaten bieten sie, wohin gehen zukünftige
Entwicklungen mit neuen Aktoren? Diese und weitere Fragen zu mechanischem
Aufbau, Möglichkeiten der Stellvergrößerung, elektronischer
Ansteuerung sowie Technologie- und Marktpotentiale werden im Übersichtsvortrag
behandelt. Anhand von ausgewählten Anwendungsbeispielen wird das unausgeschöpfte
Einsatz- und Produktpotential der neuen Aktoren beschrieben und Anregungen
für Designlösungen aufgezeigt.
Die Entwicklung elektronischer Steuer- und Regelsysteme für Kraftfahrzeuge
ist unter enormen Komplexitäts-, Zeit- und Qualitätsdruck geraten.
Dies zwingt zur Optimierung der Entwicklungsprozesse. Rapid Control Prototyping
(RCP) für die schnelle Konzeptprüfung und Erprobung, sowie Hardware-in-the-Loop
(HIL) Simulation für den Test der Produktions-Steuergeräte und
anderer Komponenten sind wichtige Bausteine im modernen Entwicklungsprozess.
RCP ermöglicht die frühe Rückkopplung vom Experiment zum
Entwurf und erspart unnötige Iterationen. Die Ergebnisse der RCP Stufe,
i.a. regelungstechnische Blockschaltbilder eines geeigneten Werkzeugs,
und die zugehörigen Parameter, werden allerdings heute noch von Hand
in Produktionscode des Steuergeräts übersetzt. Nicht nur bringt
das eine Unterbrechung des Entwicklungsprozesses, es führt auch bei
der heutigen Komplexität zu zusätzlichen Fehlern. Gerade auch
deshalb ist die HIL Simulation so wichtig geworden. Sie ermöglicht
traditionell die Verlagerung von Fahrversuchen ins Labor. Jetzt kommt ihr
insbesondere noch die Software- und Funktionsprüfung bis hin zur Freigabeprüfung
zu, was nur noch durch automatisierte Tests mit dem simulierten Fahrzeug
durchführbar ist. Der Beitrag erläutert die Probleme und die
Fortschritte bei deren Lösung anhand des V-Modells des Entwicklungsprozesses
von der Spezifikation bis zum Produkt.
Verschärfte Anforderungen an die Abgasqualität moderner Kraftfahrzeuge
haben zu steigender Komplexität der abgasrelevanten Motorkomponenten
geführt.
Mechanische und pneumatische Stellantriebe werden zunehmend von intelligenten
Aktuatoren verdrängt. Linearaktuatoren mit Hubmagnetantrieb und rotatorische
Aktuatoren z. B. mit DC-Motorantrieb kommen zum Einsatz.
Die Elektronik in solchen motornahen Komponenten ist extremen Umweltbedingungen
(Vibration und Temperatur) ausgesetzt, was eine entsprechende konstruktive
Auslegung erfordert. Heutige in Serie befindliche Komponenten sind vielfach
mit Microcontrollerbausteinen ausgerüstet. In Zukunft werden auch
wegen der weiter steigenden Temperaturanforderungen ASICs zum Einsatz kommen.
Die Kommunikation zwischen dem Motorsteuergerät und den intelligenten
Komponenten wird in Zukunft vermehrt durch Bussysteme (z. B. CAN-Bus) realisiert
werden.
Mit dem Wunsch nach mehr Sicherheit und Komfort bei der Vorfeldbeleuchtung
von Kfz steigen die Anforderungen an die Leistungsfähigkeit von Scheinwerfern
stetig. Kfz-Scheinwerfer sind komplexe Systeme. Sie erfordern eine hohe
Integration mechanischer und optischer Bauteile. Die gegenwärtigen,
"statischen" Lichtfunktionen wie z. B. Abblend-, Fern- und Nebellicht werden
aus einzelnen Lichtquellen erzeugt. Bei der Erweiterung der lichttechnischen
Funktionalität für zukünftige Scheinwerfersysteme ist es
jedoch sinnfällig, deren optische und bislang starr-mechanische Grundstruktur
um eine kinematische Struktur zu ergänzen, um eine Lichtbeeinflussung
durch bewegliche optische Komponenten zu ermöglichen.
Durch die enge Verzahnung von Lichttechnik, Aktorik, Sensorik und Mikroprozessor-
sowie Regelungstechnik bereits in der Entwurfsphase wird der Scheinwerfer
zum klassisch-mechatronischen System. Dazu läßt sich die bereits
serienreife dynamische Leuchtweiteregulierung zählen, die störende
Wirkung der Fahrzeugbewegungen mindert, ohne das Lichtbild selbst zu verändern.
Erst beim gegenwärtig entwickelten bifunktionalen Projektionsscheinwerfer
wird die Aktorik dazu eingesetzt, den Strahlengang direkt zu beeinflussen
und das mechanische Umschalten zwischen Abblend- und Fernlicht vorzunehmen.
Eine Schrittmachertechnologie für den Scheinwerfer von morgen
stellt insbesondere die Aktorik dar, der das Hauptaugenmerk dieses Beitrags
gilt. Sie steht am Anfang der mechanischen Wirkkette und beeinflußt
dadurch die Eigenschaften des Gesamtsystems ganz wesentlich. In diesem
Beitrag wird ein Überblick über die Aktorbauformen gegeben, die
auf elektrischen Energiewandlungsmechanismen basieren und für den
lichttechnischen Einsatz von besonderem Interesse sind. Es werden wesentliche
physikalische und geräteorientierte Merkmale wie z. B. Stellweite,
Dynamik und Temperaturabhängigkeit untersucht.
Die konstruktive und steuerungs- bzw. regelungstechnische Gestaltung
des mechatronischen Gesamtsystems wird maßgeblich durch lichttechnisch
bedingte (geometrische, kinematische, thermische) Randbedingungen sowie
die jeweilige Aktor-Charakteristik bestimmt. Daraus ergibt sich auch für
eine vergleichsweise einfache lichttechnische Aufgabenstellung eine große
Komplexität von Lösungsmöglichkeiten, die einer methodischen
Aufbereitung bedarf, um die technisch und wirtschaftlich bestgeeignete
Lösung zu ermitteln. Auch dafür soll der Beitrag ein Beispiel
liefern.
Der Entwurf von Geräten für Raumfahrtmissionen verlangt in
ganz besonderer Weise die Kooperation verschiedener technischer Disziplinen.
So enstehen neben den Problemstellungen, die sich direkt aus der gewünschten
Funktionalität des Gerätes ergeben, weitere, die aus den sehr
speziellen Randbedingungen resultieren. Sensorik und Elektronik, die häufig
an der Grenze des technisch Machbaren arbeiten, sind zu vereinen mit Informationsverarbeitung
und der umgebenden mechanischen Strukur, deren Layout wegen der Massenlimits
und Vorgaben zur Akkomodation in der Regel erheblichen Berechnungs- und
Simulationsaufwand erfordert. Besondere Aufmerksamkeit verdienen ferner
Themenkomplexe wie z.B. Minimierung der elektrischen Leistungaufnahme,
thermischer Haushalt, mechanische, elektrische und logische Interfaces,
Zuverlässigkeit, Sicherheit, Qualifikation und Dokumentation.
Am Beispiel eines Fourier-Infrarot-Spektrometers, das für das
Raumflugexperiment MIRIAM (MIR - Infrarot - Atmosphären - Messung
/ höhenabhängige, qualititative und quantitative Spurengasuntersuchungen)
von einem Konsortium aus KMU-Firmen und Universitäten gebaut wurde,
sollen Anforderungen sowie der Entwicklungs- und Qualifikationszyklus geschildert
werden. Es wird hierbei sowohl auf das Gesamtsystem wie auch auf die mechanischen,
elektrischen und optischen Subsysteme eingegangen.
Bei der Entwicklung moderner Aktuatoren sind hohe Anforderungen
hinsichtlich Kompaktheit, Energieverbrauch, Geräuschemissionen und
Reproduzierbarkeit zu erfüllen. Dies gilt insbesondere für Aktuatoren,
die zum Ziel haben, konventionelle Mechanik in Kraftfahrzeugen zu ersetzen.
Am Beispiel der Entwicklung eines Aktuators zur Betätigung
der Ein- und Auslaßventile im Verbrennungsmotor wird aufgezeigt,
wie entsprechende Entwicklungen mit Hilfe moderner Entwicklungswerkzeuge
durchgeführt werden können. Zum Einsatz kommen dabei sowohl FE-
Tools zur Magnetauslegung (MAXWELL) als auch Simulationssysteme für
die gleichzeitige dynamische Simulation von Mechanik, Magnetik, Elektrik
und Elektronik (SABER). Für die Auslegung eines System zur Ansteuerung
wird die Methode des Rapid Controller Prototyping angewendet. Hierzu wird
der Prototypaktuator durch eine schnelle Echtzeit- Hardware (dSpace-Box)
gesteuert, die über eine Controller Simulation mittels MATLAB/Simulink
programmiert wird.
Es werden beispielhafte Ergebnisse der Untersuchungen
dargestellt und diskutiert.
Das Experiment am mechanischen Prototypen ist die entscheidende Phase
in der Entwicklung eines mechatronischen Systems. Daher ist man bestrebt,
die Experimentierphase möglichst weit vorzuziehen. Liegt bei paralleler
Entwicklung der Konstruktion und der Steuerung und Regelung noch kein mechanischer
Prototyp vor, ist das sogenannte Virtual Prototyping eine Möglichkeit,
zumindest die algorithmischen Teile des Systems möglichst früh
auf der Steuerungs- und Regelungshardware unter realistischen Bedingungen
zu testen und zu optimieren. Die Regelstrecke wird dabei durch die Echtzeitsimulation
eines so weit wie möglich aus den konstruktiven Entwürfen abgeleiteten
dynamischen Modells ersetzt. In diesem Beitrag werden das Virtual Prototyping
und die damit verbundenen weitergehenden Möglichkeiten am Beispiel
eines dreiachsigen Roboterversuchstandes gezeigt. Die Realisierung des
virtuellen Prototypen erfolgt mit Hilfe der mechatronischen Entwicklungswerkzeuge
MATLAB/SIMULINK durch automatische Codegenerierung auf einem dSPACE Multiprozessorsystem.
Sie erlaubt nicht nur die Berücksichtigung von Effekten, die durch
die Echzeitrealisierung der Steuerung und Regelung entstehen, sondern bietet
auch einen erheblichen Rechenzeitvorteil und die Möglichkeit einer
Echtzeitanimation der Bewegungen des Robotermechanismus. Ferner kann auf
der Basis des virtuellen Prototypen eine Optimierung aller nicht endgültig
festgelegten Parameter erfolgen. Für das betrachtete Robotersystem
geschieht das für Parameter der Konstruktion und der Bahnsteuerung.
Ziel ist die Minimierung der Verfahrzeit des Endeffektors auf vorgegebenen
Bahnen. Dies soll über die Armlängen und Getriebestufungen und
die maximale Sollbeschleunigung in Bahnrichtung erreicht werden. Einschränkende
Nebenbedingungen sind die begrenzten Stellgrößen und die Forderung
nach Erreichbarkeit der vorgegebenen Bahnpunkte durch den Gelenkmechanismus
des Roboters. Die Durchführung der Optimierung erfolgt unter MATLAB
mit Hilfe der Optimization Toolbox und Interfacesoftware zum verwendeten
Multiprozessorsystem und führt zu einer deutlichen Verringerung der
Verfahrzeit des Endeffektors für eine vorgegebene Bahn. Das Beispiel
ist damit geeignet, auch den häufig noch zurückhaltenden Konstrukteur
vom Potential der mechatronischen Entwicklungsmethodik für die Entwicklung
eines optimalen Produktes zu überzeugen.
Von der ersten Idee bis zum fertigen Produkt werden Fahrzeugregelsysteme
bei ITT mit Hilfe einer Vielzahl von Simulationsexperimenten getestet,
bewertet und überprüft. So finden in den ersten Entwicklungsphasen,
bei denen Chancen und Risiken neuer Produkte erfaßt und bewertet
werden, sogenannte Off-Line Simulationen (OLS) statt. Bei der OLS ist das
dynamische Verhalten der Regelstrecke (Fahrzeug, Bremse, Räder, Antriebsstrang
etc.) und des Reglers in Software abgebildet und wird mit Hilfe verschiedener
Simulationswerkzeuge auf einer Workstation oder einem PC detailliert analysiert
[JU95, LA97]. Derzeit werden hierzu bei ITT ein selbst entwickeltes Programmpaket
zur Vollfahrzeugsimulation, das Mehrkörpersimulationssystem ADAMS
sowie die universellen Simulationswerkzeuge MATLAB / SIMULINK und MATRIXx
/ SYSTEMBUILD genutzt.
Auf der Basis dieser Voruntersuchungsergebnisse erfolgt die applikationsorientierte
Codierung neuer oder erweiterter Reglerfunktionen. Während dieser
Entwicklungsphase steht dem Softwareentwicklern die sogenannte Real-Time
Simulation (RTS) zur Verfügung [FE92]. Hier wird die Hardware des
Steuergeräts mit dem softwaretechnisch abgebildeten dynamischen Verhalten
der Regelstrecke kombiniert. So können die im Steuergerätecode
eingefügten oder modifizierten Regelfunktionen mit Hilfe eines virtuellen
Fahrzeugs direkt am Arbeitsplatz getestet und auf ihre Wirksamkeit hin
überprüft werden.
Anschließend werden Programmänderungen durch Fahrversuche
mit dem realen Fahrzeug verifiziert. Bis zur endgültigen Freigabe
der Software erfolgt jedoch parallel eine große Anzahl weiterer Simulationsexperimente
mit der Reglerhardware als festem Bestandteil der Simulationsschleife.
Dies geschieht im Rahmen des sogenannten Black-Box-Test (BBT) und der SAVE-Verifikation.
Beim BBT steht die Änderung der Reglercharakteristik aufgrund neuer
oder modifizierter Reglerfunktionen im Mittelpunkt der Untersuchungen [SV98].
Dagegen analysiert die SAVE-Verifikation insbesondere die Auswirkungen
von Softwareänderungen auf das Sicherheitskonzept der Regler [SA94].
Jedes dieser Simulationswerkzeuge (OLS, RTS, BBT, SAVE) besitzt seine
spezifischen Einsatzbereiche während der einzelnen Phasen in der Produktentwicklung.
Gemeinsam ist ihnen jedoch, daß die Auswirkungen neuer oder modifizierter
Regel- und Überwachungsalgorithmen auf das dynamische Verhalten eines
Fahrzeugs im Rahmen von Simulationsexperimenten untersucht und bewertet
werden. Dies bedeutet, daß eine Vielzahl von Komponenten der Regelstrecke
softwaretechnisch nachgebildet werden muß. Wird die softwaretechnische
Beschreibung unabhängig voneinander für die unterschiedlichen
Entwicklungswerkzeuge durchgeführt, so können zwar ganz bewußt
die Vorteile der jeweiligen Simulationsumgebung gezielt ausgenutzt werden,
dem gegenüber steht jedoch der n-fache Aufwand für die Erstellung
und Überprüfung der Korrektheit sowie für Softwareerweiterungen,
-wartungen und -anpassungen.
Hinzu kommen Probleme beim Vergleich der Ergebnisse aus den unterschiedlichen
Werkzeugen, da die Simulationsmodelle häufig verschiedene Detailierungsgrade
und damit auch verschiedenartige Eingabeparameter besitzen. Als Konzequenz
aus einer derartigen Vorgehensweise ist dann auch eine Vervielfachung des
Aufwands bei der Pflege von Modellparametern und bei der Ursachenforschung
für Ergebnisabweichungen zwischen den einzelnen Simulationswerkzeugen
zu sehen.
Die bei ITT gefundene Lösung aus dem Dilemma des immer weiter
steigenden Aufwands zur Wartung, Erweiterung und Pflege der Simulationssoftware
bildet den Kern des Vortrags. Aufbauend auf einer detaillierten Analyse
der Anforderungen und Randbedingungen, wird das Pflichtenheft für
eine werkzeugübergreifende Modulbibliothek vorgestellt. Die wesentliche
Restriktion für die Modulentwicklung stellt die Einbeziehung von Embedded
Controllern in die Liste der zu unterstützenden Hardwarearchitekturen
dar. Die Einbeziehung dieser Hardware ist jedoch für wirtschaftliche
Lösungen im Bereich der Hardware-in-the-Loop Simulation bei einer
größeren Anzahl von Nutzern unumgänglich.
Da die meisten der Embedded Controller nur die Programmiersprache C
zur gemeinsamen Programmierung unterstützen, mußte ein Lösungskonzept
auf der Ebene einer prozeduralen C Programmierung, welches die geforderten
Ansprüche hinsichtlich der Qualitätsnormen Korrektheit, Erweiterbarkeit,
Wiederverwendbarkeit und Kompatibilität der Simulationssoftware erfüllt,
gefunden werden. Dabei wurden auch bewährte Vorzüge eines objektorientierten
Programmierstils (z.B. information hiding, data encapsulation, modularity,
reusability), soweit sie sich unter den gegebenen Rahmenbedingungen berücksichtigen
lassen, mit in die Überlegungen einbezogen.
Das Ergebnis, ein Konzept für eine werkzeugübergreifende
Modulbibliothek, wurde durch Ausarbeitung geeigneter Programmier- und Codierungsvorschriften
in die Praxis umgesetzt. Dabei wird die Wiederverwertbarkeit der Software
durch eine implementierungsunabhängige Modularisierung unter konsequenter
Einhaltung des Geheimnisprinzips gewährleistet. Hierzu mußten
Defizite, die die Programmiersprache C mit sich bringt (z.B. das Fehlen
von Konstruktoren bzw. Destruktoren), durch geeignete Implementierungsvorschriften,
die ihrerseits alle Möglichkeiten des durch C erzwungenen prozeduralen
Programmierkonzepts geschickt ausnutzen, kompensiert werden.
Beim Aufbau der Modulbibliothek erfordert die Modulerstellung gemäß
der zuvor angesprochenen Richtlinien von jedem einzelnen Modulentwickler
zunächst das grundsätzliche Verständnis für die Abbildung
eines objektorientierten Modulkonzepts mit Hilfe einer prozeduralorientierten
Programmiersprache und darüber hinaus auch eine größere
Disziplin bei der Codierung der Simulationsmodule. Dieser zusätzliche
Aufwand wird jedoch durch die sehr einfache und vielseitige implementierungsunabhängige
Verwendung derart programmierter Programmteile in allen genutzten Simulationswerkzeugen
mehr als kompensiert.
Zum Abschluß des Vortrags wird das Verständnis für
die erarbeiteten Programmier- und Codierungsrichtlinien anhand eines einfachen
Beispiels weiter vertieft, bevor eine kurze Präsentation typischer
Einsatzbeispiele und Simulationsergebnisse die praktische Anwendung der
Modulbibliothek demonstriert.
Nach einer kurzen Vorstellung der Verfahrenstechnik der Maschinen zur
Herstellung von Papiersäcken werden beispielhaft für den Einsatz
der Drehstrom-Servotechnik die Haupt- und Hilfsantriebe der Schlauchmaschine
AM2155CNC erläutert. Ihre Funktionen werden mit denen der früheren
mechanischen Lösungen verglichen. Dabei geht der Verfasser auf die
Regelungsverfahren, die eingesetzte Hardware und die Hilfsmittel zur Erstellung
und Diagnose der Software ein. In Teilbereichen konnte auf die Erfahrung
eines 2-Motoren-Antriebs einer Vorgängermaschine zurückgegriffen
werden. Die Vorgehensweise bei der Konstruktion und Entwicklung war im
wesentlichen darauf ausgerichtet, innerhalb eines vorgegebenen Zeitrahmens
eine verkaufsfähige Lösung zu erarbeiten, die den Ansprüchen
der Kunden an die Wirtschaftlichkeit der Maschine und Qualität der
Papiersäcke in vollem Umfang genügt.
Die Ausbildung von Mechatronik-Ingenieuren erfordert die Vermittlung
von Kenntnissen aus den Ingenieurwissenschaften Maschinenbau, Elektrotechnik
und Informatik. Im Dezember1997 hat die Fachhochschule Bochum die ersten
Mechatronik-Ingenieure Deutschlands entlassen. Basis dieser Ausbildung
ist ein Studienplan, der den zukünftigen Ingenieuren die Kenntnisse
aller drei Ingenieurwissenschaften vermittelt. Dabei gilt es, den Gedanken
der Integration in mechatronischen Produkten und in der hochautomatisierten
Produktion zu vermitteln. Es werden das Curriculum mit Praktika, Praxisstudiensemester
und Projektseminaren dargestellt. Es stellt sich auch die Frage, inwieweit
die bisherigen "Grenzziehungen" zwischen den Ingenieurwissenschaften sinnvoll
sind und "Denkblockaden" provozieren.